
Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen...
Corona-Pandemie – Eine Gegenrede
Die Corona-Pandemie hat große Teile der Welt, auf jeden Fall Europa fest im Würgegriff. Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, wurde das öffentliche Leben praktisch ausgeschaltet, Unternehmen geschlossen und unzählige Personen unter Quarantäne gestellt. Viele von uns leisten ihren Beitrag, arbeiten im Home-Office und haben ihre persönlichen Kontakte auf ein Minimum reduziert. All dies ist nicht erfreulich, aber der einzige Weg, die Ausbreitung des Virus zu bremsen. Und es ist gut, dass unsere Gesellschaft hier solidarisch zusammenhält und diese Maßnahmen gemeinsam umgesetzt werden.
Gleichzeitig hat sich eine seltsame Lähmung über unser Land gelegt. Manchmal habe ich den Eindruck, alle sitzen zu Hause, warten auf die Apokalypse und den wirtschaftlichen Zusammenbruch; zumindest aber warten sie darauf, krank zu werden. Diese genannten Gefahren sind absolut real und ich bin mir durchaus bewusst, dass das Virus auch mich befallen und krank machen kann.
Ich weigere mich aber trotzdem, mein Leben und meine Erwartungshaltung ausschließlich auf eine Pandemie auszurichten. Ich will auch weiterhin das Schöne in der Welt erkennen, den Duft der Frühlingsblumen wahrnehmen und die wunderbare Musik von Mozart hören. Und ich will, dass die oben genannte Lähmung nicht Besitz von mir ergreift. Ich will auch weiterhin meine Zukunft gestalten und einen Beitrag zur Gestaltung unserer Gesellschaft leisten.
Ich werde deshalb gemeinsam mit meinem Büro an dem internationalen Ideenwettbewerb „Pandemic Architecture“ teilnehmen. Unter der programmatischen Frage „What can architecture do for our health?“ ruft der Wettbewerb dazu auf, über das Corona-Virus hinauszudenken und hinauszuplanen und Ideen zu entwickeln – für eine gesunde Zukunft unseres privaten Lebens, unseres Arbeitsumfeldes und des öffentlichen Raums. Der Wettbewerb mischt sich konstruktiv ein, ruft zum Mittun und Mitdenken auf und macht deutlich, was die eigentliche Kernaufgabe von Architektur ist: Architektur will die Zukunft positiv gestalten – zum Wohl von uns allen.
Und: In die Arbeit an diesem Ideenwettbewerb werden wir die Öffentlichkeit einbinden. Von Anfang an. Wir werden unseren Entwurfsprozess nicht im Verborgenen erarbeiten, sondern ganz bewusst über Twitter und Instagram publik machen. Dies soll ein Zeichen der Hoffnung sein, unser Beitrag für die Bewältigung der Krise, unser Beitrag für die Zukunft.
Folgen Sie uns, zeigen Sie, dass auch Sie hoffnungsvoll nach vorne blicken und dem Virus nicht mehr Macht geben als dieses ohnehin schon hat.
Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen…
Thomas Sonnentag
Freier Architekt